What, So What, Now What?

Auf Deutsch (etwa):

Was ist passiert? Was bedeutet das? Was tun wir jetzt?

Gemeinsam auf den bisherigen Fortschritt schauen und entscheiden, welche Anpassungen erforderlich sind

Dauer:

45 Minuten

Was wird ermöglicht?

Mit What, So What, Now What? (oft als W3 abgekürzt) werden Gruppen darin unterstützt, eine gemeinsame Erfahrung so zu reflektieren, dass sie das Geschehene besser verstehen und dazu angeregt werden, koordiniert zu handeln, ohne in unproduktive Konflikte zu geraten. Es ist möglich, jede Sichtweise zu äußern, dabei nach tieferen Einblicken zu suchen und eine neue Richtung zu bestimmen. Umsetzbar wird das durch das schrittweise Vorgehen: Erst werden Fakten darüber gesammelt, was geschehen ist (What?). Diese Fakten werden dann ausgewertet (So What?). Und schließlich werden sinnvolle weitere Maßnahmen identifiziert (Now What?). Dass dieser Ablauf gemeinsam erfolgt, beseitigt die meisten Missverständnisse, die sonst Unstimmigkeiten hervorrufen würden, was getan werden muss.

Die fünf Strukturelemente – Minimalanforderungen

1. Die Einladung gestalten

  • Im Anschluss an ein gemeinsames Erlebnis in drei aufeinanderfolgenden Schritten: 
  • „Was ist passiert? Was ist uns aufgefallen, welche Fakten oder Beobachtungen waren besonders bemerkenswert?“ (What?)
  • „Was bedeutet das? Warum ist das wichtig? Welche Muster oder Schlussfolgerungen ergeben sich daraus? Welche Hypothesen können wir aufstellen?“ (So What?)
  • „Welche nächsten Schritte sind sinnvoll?“ (Now What?)

2. Raumgestaltung und benötigtes Material

  • Unbegrenzte Anzahl an Gruppen
  • Stühle, um in kleinen Gruppen von 5-7 Personen zu sitzen; kleine Tische sind optional
  • Stift und Papier, um Listen zu erstellen
  • Bei größeren Gruppen: Flipcharts, um die Antworten zu festzuhalten

3. Art der Beteiligung und Einbindung

  • Alle werden beteiligt
  • Alle haben die gleiche Gelegenheit, in ihrer Gruppe etwas beizutragen
  • In kleineren Gruppen ist es wahrscheinlicher, dass alle etwas beitragen, wenn eine Person moderiert und dafür sorgt, dass die Gruppe die einzelnen Phasen Schritt für Schritt durchgeht

4. Aufteilung der Gruppe(n)

  • Einzelne Personen
  • Gruppen von 5-7 Personen
  • Die gesamte Gruppe
  • Gruppen können bestehende oder gemischte neue Teams sein

5. Schritte und zeitliche Abfolge

  • Falls nötig, beschreibt eine Person zu Beginn den Ablauf und zeigt die Inferenzleiter. 
  • Erster Schritt: What?
    Beantwortet die Fragen: „Was ist passiert? Was ist euch aufgefallen, welche Fakten oder Beobachtungen waren besonders bemerkenswert?“
  • Erst allein (1 Min.)
  • Dann in Gruppen von 5-7 Personen (2-7 Min.)
  • Schließlich die wichtigsten Fakten mit der ganzen Gruppe teilen und sammeln (2-3 Min.)
  • Zweiter Schritt: So What?
    Beantwortet die Fragen: „Was bedeutet das? Warum ist das wichtig? Welche Muster oder Schlussfolgerungen ergeben sich daraus? Welche Hypothesen könnt ihr aufstellen?“
  • Erst allein (1 Min.)
  • Dann in Gruppen von 5-7 Personen (2-7 Min.)
  • Schließlich die wichtigsten Ergebnisse mit der ganzen Gruppe teilen und sammeln (2-5 Min.)
  • Dritter Schritt: Now What?
    Arbeitet an der Frage: „Welche nächsten Schritte sind sinnvoll?“
  • Erst allein (1 Min.)
  • Dann in Gruppen von 5-7 Personen (2-7 Min.)
  • Schließlich die Maßnahmen mit der ganzen Gruppe teilen, diskutieren und sammeln; es dürfen auch weitere Erkenntnisse hinzukommen (2-10 Min.)
  • Reflektiert zum Schluss mit allen gemeinsam über eure Erkenntnisse aus What, So What, Now What?. Wenn die Gruppe aus mehr als 10-12 Personen besteht, teilt euch für die Reflektion in kleinere Gruppen auf.

Intention und Anwendungszweck

  • Gemeinsames Verständnis dafür entwickeln, wie Menschen unterschiedliche Perspektiven, Ideen und Begründungen für Maßnahmen und Entscheidungen finden
  • Sicherstellen, dass Erkenntnisse aus gemeinsamen Erfahrungen gezogen werden: Keine Erkenntnis = kein Lerneffekt
  • Verhindern, dass dieselben Fehler immer wieder wiederholt werden
  • Verhindern, dass sich über Maßnahmen gestritten wird, was häufig passiert, wenn Fakten und ihre Bedeutung nicht geklärt sind
  • Der Tendenz entgegenwirken, vorschnell zu handeln und Menschen damit abzuhängen
  • Zunächst alle Fakten und Beobachtungen auf den Tisch bringen, damit alle auf Basis derselben Informationen starten
  • Wertschätzen, was bereits geschehen ist und was sich nun entwickeln kann
  • Vertrauen aufbauen und Ängste abbauen, indem alle gemeinsam Schritt für Schritt von etwas lernen, dass sie gemeinsam erlebt haben
  • Komplexe Herausforderungen auf eine Art und Weise verstehen, die zum Handeln anregt
  • Erleben, welche Kraft in Fragen steckt, weil sie dazu anregen, sich aktiv mit einem Thema auseinanderzusetzen

Tipps und Stolperfallen

  • Üben, üben, üben – dann verinnerlicht ihr What, So What, Now What? ganz schnell.
  • Es kann hilfreich sein, wenn eine erfahrenere Person die Kleingruppen darin unterstützt, zu prüfen, ob die Antwort zur jeweiligen Frage passt (manche Gruppen sind sich zunächst unklar darüber, was in welche Kategorie gehört). Bei Bedarf können Beispielantworten mit der Gesamtgruppe geteilt werden.
  • Wählt pro Kleingruppe nur eine wichtige Antwort aus, die ihr mit der Gesamtgruppe teilt, statt lange und sich wiederholende Listen. Welche Antworten stechen besonders heraus und sind besonders bedeutungsvoll für die Gesamtgruppe?
  • Greift zügig und klar ein, wenn jemand auf der Inferenzleiter nach oben springt.
  • Lasst den Schritt So What? nicht zu schnell hinter euch: Es kann herausfordernd sein, das, was ihr beobachtet habt, mit Mustern, Bedeutungen oder Schlussfolgerungen zu verknüpfen. Dies ist die schwierigste der drei Fragen. Nutzt die Inferenzleiter als Erinnerung, welche Schritte in So What? enthalten sind.
  • Nehmt ehrliches Feedback mit Wertschätzung an.
  • Lasst euch Zeit für die Reflektion danach. Nehmt sie ernst und übereilt sie nicht.
  • Macht es zur Gewohnheit, am Ende von Meetings zumindest kurz mit What, So What, Now What? zu reflektieren.

Varianten und Kombinationen

  • Baut eine „Was wäre, wenn“-Frage (What If?) zwischen So What? und Now What? ein, um Ideen für weitere Überlegungen oder Experimente zu entwickeln: „Was könnten oder sollten wir ausprobieren, testen oder weiter erkunden?“
  • Teilt die Antworten auf die What?-Frage zusätzlich in drei Kategorien auf: (Nachweisbare) Fakten, gemeinsame Beobachtungen und Meinungen.
  • Teilt die Antworten auf die Frage So What? in diese Kategorien auf: Muster, Schlussfolgerungen, Hypothesen/fundierte Vermutungen, Annahmen.
  • Ladet eine kleine Gruppe Freiwillige dazu ein, vor der Gesamtgruppe über ihre Erkenntnisse aus What, So What, Now What? zu reflektieren. Hierzu sollten besonders meinungsstarke Teilnehmende und unterschiedliche Rollen eingeladen werden.

Quellen und Inspiration

Diese Liberating Structure wurde von Henri Lipmanowicz und Keith McCandless entwickelt. Die „Inferenzleiter“ stammt von Dr. Chris Argyris, das Konzept wurde populär durch das Buch von Dr. Peter Senge (beide siehe Literaturverzeichnis).

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