User Experience Fishbowl

Auf Deutsch (etwa):

Erfahrungen von Anwender:innen im Goldfischglas

Aus Erfahrung gewonnenes Wissen mit anderen teilen

Dauer:

35 bis 70 Minuten

Was wird ermöglicht?

Einige Mitglieder einer Gruppe berichten von ihren unmittelbaren Praxiserfahrungen. So entsteht bei den anderen Teilnehmenden schnell ein vertieftes Sachverständnis, es wird Kreativität geweckt und neue Methoden und Praktiken werden leichter übernommen. Bei der User Experience Fishbowl gibt es einen kleinen inneren Kreis von Personen, der von einem größeren Kreis (oder mehreren Kreisen) von Teilnehmenden umgeben ist (siehe Abbildung). Die innere Gruppe setzt sich aus Personen zusammen, die konkrete Fortschritte bei einer Aufgabe gemacht haben, die für die Teilnehmenden des äußeren Kreises von Interesse sind. Der Aufbau erleichtert es den Teilnehmenden im inneren Kreis, ihre Erfahrungen in einem Gespräch zu erläutern: Er erinnert an ein Goldfischglas, bei dem das Geschehen von außen sichtbar ist, die Fische im Inneren jedoch nicht gestört werden. Durch die informelle Atmosphäre werden die Barrieren zwischen den beiden Gruppen abgebaut und der Austausch von Fragen und Antworten wird erleichtert. Dies schafft die besten Voraussetzungen dafür, dass die Teilnehmenden voneinander lernen können, indem sie im Rahmen ihrer Kleingruppen selbst Antworten auf ihre Fragen und Bedenken finden. Man kann also aufhören, sich Vorgehensweisen von anderen aufdrängen zu lassen!

Die fünf Strukturelemente – Minimalanforderungen

1. Die Einladung gestalten

  • Für die Teilnehmenden im inneren Kreis der Fishbowl: „Beschreibt eure Erfahrungen – die guten, die schlechten und die unangenehmen – möglichst informell, konkret und offen. Führt das Gespräch so, als ob das Publikum nicht anwesend wäre, als würdet ihr an einer Bar oder im Bus auf dem Weg zum Flughafen sitzen. Bitte vermeidet es, Vorträge zu halten.“
  • Für die Personen, die außen sitzen: „Hört zu, beobachtet den nonverbalen Austausch und formuliert Fragen in euren Kleingruppen.“

2. Raumgestaltung und benötigtes Material

  • 3-7 Stühle in einem Kreis in der Mitte des Raums
  • Mikrofone für den inneren Kreis, wenn die gesamte Gruppe größer als 30 bis 40 Personen ist

3. Art der Beteiligung und Einbindung

  • Alle im inneren Kreis haben die gleiche Gelegenheit, etwas beizutragen
  • Alle im äußeren Kreis haben die gleiche Gelegenheit, Fragen zu stellen

4. Aufteilung der Gruppe(n)

  • Ein innerer Kreis mit 3 bis 7 Personen
  • Ein äußerer Kreis (oder mehrere Kreise) in mehreren kleinen Gruppen von 3 bis 4 Personen
  • Aufteilung nach 1-2-4-All für die Nachbesprechung

5. Schritte und zeitliche Abfolge

  • Eine Person erklärt den Aufbau und den Ablauf. (2 Min.)
  • Wenn ihr im inneren Kreis sitzt, führt ihr ein Gespräch miteinander, bis es zu einem natürlichen Schlusspunkt kommt. (10-25 Min.)
  • Wenn ihr im äußeren Kreis sitzt, formuliert ihr im Anschluss Beobachtungen und Fragen. (4 Min.)
  • Richtet die Fragen an die Personen im inneren Kreis. Die Personen im inneren Kreis antworten. Diese Interaktionen zwischen dem inneren und dem äußeren Kreis setzt ihr nach Bedarf fort, bis alle Fragen beantwortet sind. (10-25 Min.)
  • Führt eine Nachbesprechung mit Hilfe von What, So What, Now What? durch und beantwortet die Frage: „Was könnte mit diesen Erkenntnissen jetzt möglich sein?“ (10-15 Min.)

Intention und Anwendungszweck

  • Erfahrungen aus der Praxis und alle Fragen und Antworten zu neuen Projekten auf den Tisch bringen, damit alle sie gleichzeitig verstehen
  • Bedingungen dafür schaffen, dass neue Ideen entstehen
  • Raum für die Erfahrungen und Fantasie aller Teilnehmenden schaffen
  • Fähigkeiten zum Zuhören, Geschichtenerzählen, Erkennen von Mustern, Hinterfragen und Beobachten entwickeln
  • Anerkennung von Vorreiter:innen und Innovator:innen, die neue Ansätze und Ideen ausprobiert und damit Erfahrungen in der Praxis gesammelt haben

Tipps und Stolperfallen

  • Wählt für den inneren Kreis nur Personen mit unmittelbarer persönlicher Erfahrung aus (ohne Rücksicht auf die Hierarchie).
  • Wählt für den inneren Kreis Personen aus, die repräsentativ für die verschiedenen Rollen und Funktionen sind, die für das Thema eine Rolle spielen.
  • Wenn ihr im inneren Kreis sitzt, erzählt von konkreten und sehr anschaulichen Beispielen, anstatt Meinungen zu äußern.
  • Sprecht im inneren Kreis so miteinander, als würdet ihr im Auto oder an einer Bar sitzen, tauscht Geschichten aus, unterhaltet euch einfach.
  • Traut euch, sowohl von Erfolgen als auch von Misserfolgen zu erzählen (im englischen Original wird von „the good, the bad, the ugly“ gesprochen).
  • Setzt die Regeln „keine Vorträge“ und „miteinander und nicht mit dem äußeren Kreis reden“ durch!
  • Habt Spaß und traut euch, lebhafte Geschichten zu erzählen.

Varianten und Kombinationen

Quellen und Inspiration

Diese Liberating Structure wurde von Henri Lipmanowicz und Keith McCandless entwickelt. Inspiriert wurde sie von Erfahrungen mit vielen verschiedenen Arten und Variationen von Fishbowls.

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