1-2-4-All

Auf Deutsch (etwa):

1-2-4-Alle

Alle dabei einbeziehen, Fragen, Ideen und Vorschläge zu entwickeln

Dauer:

12 Minuten

Was wird ermöglicht?

Alle Anwesenden können direkt einbezogen werden, egal wie groß die Gruppe ist. Dabei ist es möglich, mehr und gleichzeitig bessere Ideen zu entwickeln, und das schneller als zuvor. Das Wissen und die Vorstellungskraft der Teilnehmenden – beides ist oftmals vorher nicht bekannt – können aktiviert und genutzt werden. Es werden offene und fruchtbare Gespräche angeregt. Hilfreiche Ideen und Lösungen werden in schneller Folge ausgewählt. Und am Wichtigsten: Es sind die eigenen Ideen der Teilnehmenden, was es viel einfacher macht, sie umzusetzen – ganz ohne Vorgaben von oben!

Die fünf Strukturelemente – Minimalanforderungen

1. Die Einladung gestalten

  • Als Frage zu einer Präsentation oder einem bestimmten Sachverhalt, zu einem Problem, das gelöst werden soll, oder zu einem Vorschlag, der gemacht wurde. Zum Beispiel: „Welche Möglichkeiten siehst du, um bei dieser Herausforderung voranzukommen? Wie würdest du in dieser Situation reagieren? Welche Ideen oder Maßnahmen schlägst du vor?“.

2. Raumgestaltung und benötigtes Material

  • Unbegrenzte Anzahl an Gruppen
  • Raum für die Teilnehmenden, um gemeinsam zu zweit und in Vierer-Gruppen zu arbeiten
  • Stühle und Tische sind optional
  • Stift und Papier für die Teilnehmenden, um Beobachtungen und Erkenntnisse zu notieren

3. Art der Beteiligung und Einbindung

  • Alle in der Gruppe werden beteiligt (jedoch oftmals nicht die Person, die moderiert)
  • Alle haben die gleiche Gelegenheit, etwas beizutragen

4. Aufteilung der Gruppe(n)

  • Zu Beginn allein, dann zu zweit, dann in Vierer-Gruppen und schließlich in der gesamten Gruppe

5. Schritte und zeitliche Abfolge

  • Reflektiert im Stillen individuell über die gemeinsame Herausforderung, als Frage formuliert. (1 Min.)
  • Entwickelt zu zweit Ideen, basierend auf den Ideen aus der Selbstreflektion. (2 Min.)
  • Teilt die Ideen aus der Zweier-Konstellation in der Vierer-Gruppe und entwickelt sie weiter (sucht nach Ähnlichkeiten und Unterschieden). (4 Min.)
  • Stellt die Frage: „Welche Idee ist im Gespräch besonders aufgefallen?“ Jede Gruppe teilt eine wichtige Idee mit allen (bei Bedarf wiederholen). (5 Min.)

Intention und Anwendungszweck

  • Alle bei der Suche nach Antworten einbeziehen
  • Den Teufelskreis aus zu viel Hilfe, Kontrolle und Abhängigkeit durchbrechen
  • Einen sicheren Raum für Austausch schaffen und Machtunterschiede abschwächen
  • „Stillen“ Austausch fördern und die Bandbreite der Antworten vergrößern
  • Die Qualität von Beobachtungen und Erkenntnissen anreichern, bevor sie geäußert werden
  • Sich ganz natürlich in Richtung eines Konsens oder gemeinsamen Verständnisses bewegen

Tipps und Stolperfallen

  • Notiert eure Ideen in stiller Reflektion.
  • Erinnert euch eventuell gegenseitig daran, wie hilfreich die stille Selbstreflektion vor dem Austausch ist, falls bereits Gespräche entstehen. 
  • Verwendet ein Tonsignal, um die Übergänge zu signalisieren (z. B. eine Zimbel).
  • Haltet an der zeitlichen Abfolge fest und führt bei Bedarf eine weitere Runde durch.
  • Begrenzt bei sehr vielen Teilnehmenden die mit allen geteilten Ideen auf drei bis vier pro Gruppe.
  • Bei sehr großen Gruppen hilft es, wenn eine Person moderiert. Haltet dann auch die Ergebnisse fest, die nicht vorgestellt werden konnten. Lasst hierfür zum Beispiel eine Person die Ergebnisse in einem Protokoll zusammenfassen.
  • Teilt eure Erkenntnisse, wiederholt aber nichts, das bereits gesagt wurde.
  • Achtet darauf, dass die Ideen wirklich nur in den ersten drei Runden entwickelt werden, nicht im Gespräch mit der ganzen Gruppe.
  • Bewertet wird später, jetzt ist die Zeit für wilde Ideen!
  • Wenn die Ideenfindung stagniert, findet eine andere Ausdrucksform (improvisiert, skizziert, erzählt Geschichten).
  • Innerhalb der großen Gruppe gilt: Jeweils nur ein Gespräch zur selben Zeit.
  • Führt eine zweite Runde durch, wenn ihr noch mehr oder konkretere Ergebnisse braucht!

Varianten und Kombinationen

  • Je nach Kontext und Gruppengröße kann eine Variation von 1-2-4-All hilfreich sein, z. B. 1-2-4, 1-2-All, 1-3-All.
  • Haltet Erkenntnisse aus den Gruppen grafisch fest.
  • Verwendet Klebezettel in den Runden 2 und 3. 
  • Entwickelt die entstandenen Ideen weiter, z. B. mit Design StoryBoards, Improv Prototyping, Ecocycle Planning
  • Baut einen weiteren Zwischenschritt ein und kombiniert die Vierer- zu Achter-Gruppen mit dem Ziel, einen Konsens zu finden. Unsere Kollegin Liz Rykert nennt das Oktopus!

Quellen und Inspiration

Diese Liberating Structure wurde von Henri Lipmanowicz und Keith McCandless entwickelt.

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