Helping Heuristics

Auf Deutsch (etwa):

Muster für gegenseitige Unterstützung

Konkrete Methoden üben, zu helfen, sich helfen zu lassen und um Hilfe zu bitten

Dauer:

15 Minuten

Was wird ermöglicht?

Mit Helping Heuristics erfahren Teilnehmende, was ihre eigenen Muster und Angewohnheiten bei der Zusammenarbeit mit anderen sind. Durch Helping Heuristics erleben sie, wie sie sich für eine andere Art und Weise der Zusammenarbeit entscheiden können. Hier wird eine Abfolge konkreter Methoden angewendet. Die Hilfsmuster in Helping Heuristics sind wie Daumenregeln zu verstehen, die dabei helfen, mit neuen Situationen umzugehen, indem sie aufzeigen, was wichtig ist. Sie helfen dabei, tiefere Erkenntnisse darüber zu erlangen, wie man selbst mit anderen interagiert, und schneller die richtigen Entscheidungen zu treffen. Eine Abfolge von kurzen Gesprächen veranschaulicht diese Hilfsmuster für eine produktivere Art und Weise, einander zu unterstützen.

Die vier Hilfsmuster sind:

  • Stille Präsenz: Vertrauen herstellen, Statusunterschiede verringern, empathisch zuhören
  • Angeleitetes Entdecken: Mit Fragen helfen, gemeinsam Entdeckungen zu machen
  • Liebevolle Provokation: Ratschläge und Empfehlungen einwerfen, um weiterzukommen
  • Gemeinsames Gestalten: Das Bewusstsein für Hilfs- und Beziehungsdynamiken vertiefen

Die fünf Strukturelemente – Minimalanforderungen

1. Die Einladung gestalten

  • „Versteht, alle Begegnungen zwischen Menschen als Angebote, die entweder akzeptiert oder abgelehnt werden“ (Schauspieler:innen im Improvisationstheater sind z. B. darauf trainiert, alle Angebote anzunehmen).
  • „Agiert und reagiert mit Hilfe der vier Hilfsmuster oder beobachtet, was passiert wenn diese Muster zum Einsatz kommen.“
  • „Reflektiert eure eigenen Muster und erwägt, zukünftig auf andere Art und Weise um Hilfe zu bitten, Hilfe anzubieten und Hilfe anzunehmen.“

2. Raumgestaltung und benötigtes Material

  • Keine Stühle, die Teilnehmenden stehen bei Helping Heuristics
  • Keine Tische, die den Begegnungen im Weg stehen könnten

3. Art der Beteiligung und Einbindung

  • Alle haben die gleiche Gelegenheit, sich einzubringen und etwas beizutragen
  • Die Teilnehmenden wechseln im Verlauf in eine von drei möglichen Rollen

4. Aufteilung der Gruppe(n)

  • Dreier-Gruppen: Zwei Teilnehmende interagieren miteinander als Fallgeber:in und Coach:in, ein:e Teilnehmende:r beobachtet
  • Der gemeinsame Abschluss findet mit der ganzen Gruppe statt

5. Schritte und zeitliche Abfolge

  • Eine Person stellt die drei Rollen vor und erläutert, dass der Ablauf aus vier Runden mit jeweils ein- bis zweiminütigen improvisierten Gesprächen besteht. (1 Min.)
  • Die Gruppen wählen zu Beginn aus, wer welche Rolle einnimmt, Fallgeber:in, Coach:in und Beobachter:in. (1 Min.)
  • Als Fallgeber:in berichtest du in jeder Runde von einer Herausforderung, die dich bewegt. Als Beobachter:in schaust du aufmerksam zu, während die Person in der coachenden Rolle in den Runden mit jeweils verschiedenen Hilfsmustern antwortet:
  • In der ersten Runde ist das Muster „Stille Präsenz“, wie es beispielsweise in Heard, Seen, Respected vorkommt. (2 Min.)
  • In der zweiten Runde ist das Muster „Angeleitetes Entdecken“: Als Coach:in akzeptierst du alle Angebote und leitet das Gespräch durch Fragen zu gemeinsamen Entdeckungen, ähnlich wie bei Appreciative Interviews. (2 Min.)
  • In der dritten Runde ist das Muster „Liebevolle Provokation“: Als Coach:in bringst du Ideen und Empfehlungen ein, akzeptierst und lehnst ab, wie es dir richtig erscheint, wenn dir etwas auffällt, was dein:e Fallgeber:in nicht sieht. Mit Troika Consulting werden in den Beratungsrunden zum Teil auf diese Art und Weise Ratschläge gegeben. (2 Min.)
  • In der vierten Runde ist das Muster „Gemeinsames Gestalten“ oder auch „Gegenseitige Achtsamkeit“: Im Gespräch akzeptiert ihr beide, Fallgeber:in und Coach:in, alle gegenseitigen Angebote und achtet im gemeinsamen Prozess aufmerksam darauf, welche neuen Möglichkeiten daraus entstehen. (2 Min.)
  • Reflektiert zum Abschluss alle gemeinsam, wie die vier Hilfsmuster von euch in euren Rollen wahrgenommen wurden. (5 Min.)
  • Beschließt nach der gemeinsamen Reflektion, ob ihr alle oder einzelne Runden noch einmal wiederholen wollt, um die verschiedenen Hilfsmuster zu trainieren. 

Intention und Anwendungszweck

  • Gängige Probleme und Fallstricke reduzieren oder beseitigen, die auftreten wenn Menschen Hilfe anbieten oder annehmen

Unerwünschte Muster beim Helfen verändern, beispielsweise: 

  • Verfrühte Lösungen
  • Unnötige Ratschläge
  • Druck aufbauen, dass Empfehlungen unbedingt umgesetzt werden müssen
  • Zu schnell zu den nächsten Schritten springen
  • Zu sehr versuchen, nicht übers Ziel hinaus zu schießen

Unerwünschte Muster beim Bitten um Hilfe verändern, beispielsweise:

  • Fehlendes Vertrauen
  • Das tatsächliche Problem nicht beim Namen nennen
  • Hilfe annehmen, aber nicht umsetzen
  • Nach Bestätigung suchen, nicht nach Hilfe
  • Sich ärgern, nicht genug Hilfe bekommen zu haben

Tipps und Stolperfallen

  • Wechselt in jeder Runde die Rollen.
  • Entwickelt Vertrauen, fragt rücksichtsvoll nach und erzeugt ein Klima für gemeinsames Entdecken.
  • Konzentriert euch auf Muster, mit denen die Fallgeber:innen dann eigene Lösungen finden.
  • Achtet auf Unterschiede im Status, in der Umgebung, in der Körpersprache, im Benehmen und bei subtilen Signalen.
  • Ihr könnt die erste Abfolge der vier Runden als Vorbereitung dafür nutzen, an jedem der vier Muster vertieft weiterzuarbeiten.
  • Entscheidet nach dem ersten Durchlauf für euch in der Gruppe, auf welche Muster ihr euch fokussieren wollt.

Varianten und Kombinationen

  • Entwickelt eure eigenen Muster und findet heraus, wie ihr häufig reagiert und was ihr verbessern könnt.
  • Baut die Abfolge der Hilfsmuster in andere Liberating Structures ein, bei denen es darum geht, Hilfe zu geben oder anzunehmen: Troika Consulting, Wise Crowds, What I Need From You, Improv Prototyping oder Simple Ethnography.
  • Beginnt mit nicht ganz ernst gemeinten Mustern wie Neutral (gar keine Reaktion) und Blockieren, indem ihr ignoriert oder unterbrecht.

Quellen und Inspiration

Diese Liberating Structure wurde von Henri Lipmanowicz und Keith McCandless entwickelt. Inspiriert wurde sie von Dr. Edgar Schein (siehe Literaturverzeichnis).

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