25/10 Crowd Sourcing

Auf Deutsch (etwa):

25/10 Ideen einer Gruppe

Schnell die besten umsetzbaren Ideen einer Gruppe entwickeln und herausfiltern

Dauer:

30 Minuten

Was wird ermöglicht?

Eine Gruppe kann innerhalb von 30 Minuten (oder weniger) ihre besten Ideen sammeln und sichten. Mit 25/10 Crowd Sourcing ist es möglich, in einer Gruppe schnell Ideen zu sammeln und die Ideen umzusetzen, die die meiste Unterstützung erhalten. Interessant zu beobachten sind dabei die Muster, z. B. welche Art von Ideen die höchste Bewertung aus der Gruppe erhalten. Obwohl es Spaß macht, schnell und zwanglos ist, handelt es sich um eine ernsthafte und valide Art und Weise, um eine ganze Reihe großer Ideen zu sammeln und dann die Schwarmintelligenz zu nutzen, um die zehn besten Ideen auszuwählen. Oft kommt es hier zu Überraschungen!

Die fünf Strukturelemente – Minimalanforderungen

1. Die Einladung gestalten

  • „Wenn du zehn Mal so mutig wärst, welche große Idee würdest du vorschlagen? Welchen ersten Schritt bräuchte es, damit du loslegst?“

2. Raumgestaltung und benötigtes Material

  • Ein offener Raum ohne Stühle oder Tische
  • Die Teilnehmenden stehen und können sich umherbewegen
  • Karteikarten, eine für jede Person

3. Art der Beteiligung und Einbindung

  • Alle werden einbezogen und beteiligen sich gleichzeitig
  • Alle haben die gleiche Gelegenheit, etwas beizutragen

4. Aufteilung der Gruppe(n)

  • Mutige Ideen und ein erster Schritt werden einzeln entwickelt und auf eine Karteikarte geschrieben
  • Gedanken werden zu zweit ausgetauscht
  • Jede Person bewertet die Karteikarte, die sie gerade in der Hand hält, allein
  • In der Gesamtgruppe werden die am höchsten bewerteten Ideen geteilt

5. Schritte und zeitliche Abfolge

  • Eine Person erklärt den Ablauf und demonstriert ihn kurz. (5 Min.)
  • Schreibt als Erstes alle einzeln eine mutige Idee und den dazugehörigen ersten Schritt auf eure Karteikarte. (5 Min.)
  • Dann führt ihr insgesamt fünf Austausch- und Bewertungsrunden durch. Jede einzelne Runde läuft wie folgt ab:
  • Lauft mit eurer Karteikarte in der Hand im Raum umher. Immer, wenn ihr eine andere Person trefft, tauscht eure Karten, lest die neue Karte, sprecht aber nicht über sie. Zu jedem Zeitpunkt hat jede Person nur eine Karte in der Hand!
  • Wenn das Signal ertönt, werden keine Karten mehr getauscht (verwendet eine kleine Glocke oder Zimbel). Immer, wenn gestoppt wird, bleibt ihr stehen, findet eine andere Person und tauscht euch zu zweit über die Ideen aus, die auf eurer aktuellen Karte stehen.
  • Nach dem Austausch bewertet ihr die Idee auf einer Skala von 1 bis 5 (1 für niedrig, 5 für hoch) und schreibt eure Bewertung auf die Rückseite der Karte.

Plant dazwischen jeweils ein bisschen Zeit für das Umherlaufen (und Lachen!) ein. (insgesamt 15 Min.)

  • Am Ende der fünften Runde addiert ihr die Bewertungen auf der Karte, die ihr gerade in den Händen haltet und schreibt das Ergebnis auf die Karte.
  • Findet die bestbewerteten Ideen der Gruppe, indem ihr gemeinsam einen Countdown durchführt: „Wer hat eine Punktzahl von 25?“ Alle, die nun eine Karte in ihrer Hand halten, die eine Gesamtbewertung von 25 hat, lesen nun die jeweilige Idee und den ersten Schritt vor. Weiter geht es mit: „Wer hat 24?“, „Wer hat 23?“, und so weiter. Wenn die besten 10 Ideen gefunden und vorgelesen wurden, endet dieser Schritt. (5 Min.)
  • Beendet 25/10 Crowd Sourcing, indem ihr euch fragt: „Was ist uns im 25/10 aufgefallen?“, „Welche Muster haben wir beobachtet?“ (2 Min.)

Intention und Anwendungszweck

  • Das Vermögen einer Gruppe fördern, schnell auf ihr eigenes Wissen und ihre Erfahrung zuzugreifen
  • Ergebnisse erreichen, die wahrscheinlicher Bestand haben werden, weil sie aus der Gruppe heraus entwickelt wurden (ohne Beratung von außen)
  • Synergien zwischen verschiedenen Sichtweisen schaffen und dabei den Gruppenzusammenhalt stärken 
  • Teilnehmende, für die Ideenfindung neu ist, werden angespornt, mutig zu denken und sich praktische erste Schritte zu überlegen
  • Eine Umgebung schaffen, in der gute Ideen überall aufkommen können 

Tipps und Stolperfallen

  • Als Person, die den Ablauf erklärt, ist es hilfreich, eine Runde Austausch und Bewertung mit einer beispielhaften Karteikarte zu zeigen, um zu verdeutlichen, was während des Umherlaufens passieren soll: Die Karten werden nicht laut vorgelesen und sie werden von Person zu Person weitergereicht, sodass jede Person immer nur eine einzige Karte in der Hand hält. Dieser Vorgang verwirrt manche Teilnehmenden.
  • Denkt daran, dass die Ideen wirklich groß und mutig sein dürfen.
  • Manchmal sind die Bewertungen fehlerhaft: Wenn ihr nach der fünften Runde eine Karte mit mehr oder weniger als 5 Bewertungen habt, berechnet den Mittelwert und multipliziert ihn mit 5.
  • Wählt eine große Idee und ihren ersten Schritt aus und überarbeitet sie, sodass sie noch klarer und überzeugender wird.
  • Nutzt eine unterhaltsame (aber klare) Bewertungsskala, beispielsweise: 1 = „nicht mein Ding“ bis 5 = „Ich bin vor Begeisterung ganz aus dem Häuschen“. Die Gruppe muss das Bewertungssystem verstehen und ihm zustimmen, damit es für Entscheidungen genutzt werden kann.
  • Nehmt euch insbesondere bei großen Gruppen zu Beginn mehr Zeit und geht auf Fragen und Feedback ein.
  • Um es schwieriger zu machen, die vorherigen Bewertungen zu sehen, kann die Rückseite der Karteikarte mit einem Klebezettel abgedeckt werden.
  • Befestigt alle Karten an einer Wand oder an einem Flipchart, die höchstbewerteten kommen ganz nach oben.

Varianten und Kombinationen

  • Nutzt 25/10 Crowd Sourcing, um Themen oder Maßnahmen für Open Space zu sammeln.
  • Führt eine zweite Runde 25/10 Crowd Sourcing durch, die auch Personen außerhalb der derzeitigen Gruppe einbezieht.
  • Führt 25/10 Crowd Sourcing zu Beginn und am Ende eines Meetings durch.
  • Ordnet die besten zehn Ideen in eine Agreement & Certainty Matrix ein.
  • Anstatt nach mutigen Ideen zu suchen, nutzt folgende Fragevariationen: 
  • „Wenn du eine Entscheidung rückgängig machen könntest, welche wäre das? Was ist dein erster Schritt, um das zu tun?“
  • „Welche mutige Diskussion traust du dich nicht, zu führen? Was ist dein erster Schritt, um mutiger zu werden?“
  • „Welches Ereignis oder welche Entwicklung erhoffst du dir von der Zukunft? Welchen konkreten ersten Schritt kannst du jetzt gehen, damit das wahrscheinlicher wird?“

Quellen und Inspiration

Diese Liberating Structure wurde von Henri Lipmanowicz und Keith McCandless entwickelt. Inspiriert wurde sie vom Improvisationstheater, im Speziellen von Keith Johnstone.

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