Celebrity Interview

Auf Deutsch (etwa):

Interview einer prominenten Person

Direkt auf Erfahrungen und Expertise von denjenigen zurückgreifen, die am nächsten an der Herausforderung sind

Dauer:

35 bis 60 Minuten

Was wird ermöglicht?

Eine große Gruppe kann mit einer „prominenten“ Person – auf Englisch „Celebrity“– in Kontakt treten, die in Bezug auf eine konkrete Herausforderung oder Fragestellung führend ist oder über besondere Expertise verfügt. Die Teilnehmenden erfassen die Feinheiten der Art und Weise, wie diese Person mit der Herausforderung umgeht. Anstelle einer sonst üblichen passiven und oft eher langweiligen Präsentation wird mit Hilfe eines gut vorbereiteten Interviews eine persönliche Geschichte erzählt, die unterhaltsam ist und jede Menge Wissen transportiert. Durch die Erzählform zeigt sich gleichzeitig die gesamte Bandbreite der rationalen, emotionalen und moralischen Aspekte, die für die Herausforderung eine Rolle spielen. Das Interview spornt zu konkreten Maßnahmen an, indem alles auf den Tisch kommt, was die Teilnehmenden brauchen, um inspiriert und gemeinsam aktiv zu werden.

Die fünf Strukturelemente – Minimalanforderungen

1. Die Einladung gestalten

  • Für die interviewende Person: „Interviewe eine prominente Person wie in einer Talkshow.“
  • Für die prominente Person: „Beantworte echte Fragen anstatt eine formale Präsentation oder Rede zu halten.“
  • Als Teilnehmende: „Hört genau hin, seht den Menschen hinter der prominenten Person und notiert euch Fragen.“

2. Raumgestaltung und benötigtes Material

  • Gut sichtbar an der Vorderseite des Raumes: Platz für die prominente Person und eine Person, die das Interview führen wird; alle anderen Teilnehmenden sollten das Gespräch gut sehen und hören können (Mikrofone, Barhocker oder eine Wohnzimmeratmosphäre sind empfehlenswert)
  • Raum für eine unbegrenzte Anzahl an Teilnehmenden, die zunächst das Interview verfolgen und sich später in kleinen Gruppen zusammenfinden (Theaterbestuhlung funktioniert gut)
  • Mittelgroße Karteikarten, um mit 1-2-4 Fragen zu sammeln

3. Art der Beteiligung und Einbindung

  • Teil eins, Interview: Alle haben die gleiche Gelegenheit, zuzuhören 
  • Teil zwei, Fragen: Alle haben die gleiche Gelegenheit, gemeinsam mit anderen Fragen zu formulieren

4. Aufteilung der Gruppe(n)

  • Gesamte Gruppe für den Interviewteil
  • Allein, zu zweit, zu viert, um mit 1-2-4 Fragen zu entwickeln

5. Schritte und zeitliche Abfolge

  • Die Person, die das Interview durchführt, begrüßt die prominente Person und stellt das Thema vor. (3 Min.)
  • Im Interview werden Fragen gestellt, wie sie auch von den Teilnehmenden im Publikum kommen könnten (eine Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit ist hilfreich). (15-30 Min.)
  • Als Teilnehmende im Publikum nutzt ihr nun ein 1-2-4, um Fragen zu sammeln und auf Karteikarten zu notieren. (5-10 Min.)
  • Die Karteikarten werden von der Person, die das Interview führt, sortiert und geordnet. In einer zweiten Interview-Runde werden der prominenten Person auch noch diese zusätzlichen Fragen gestellt. (5-10 Min.)
  • Die interviewende Person beendet das Interview und dankt der prominenten Person. (1 Min.)

Intention und Anwendungszweck

  • Die Verbindung zwischen Expert:innen und dem Publikum herstellen oder vertiefen
  • Einem Thema Substanz und Tiefe verleihen
  • Langweilige Reden und Präsentationen vermeiden
  • Alle dabei einbeziehen und beteiligen, vertiefende Fragen zu entwickeln
  • Die Person hinter der Rolle und dem Fachwissen kennenlernen
  • Große Themen durch Anekdoten und Geschichten mit Leben füllen

Tipps und Stolperfallen

  • Für die Person, die das Interview führt, ist es hilfreich, die Fragen im Vorfeld bereits vorbereitet zu haben.
  • Eine gute Abfolge von Fragen ist:
  • „Was hat dich anfänglich in der Arbeit an diesem Thema inspiriert?“
  • „Was fordert dich dabei heraus?“
  • „Was sorgt dafür, dass du dabei bleibst?“
  • „Was erhoffst du dir in Bezug auf das Thema?“
  • Lasst der prominenten Person die Fragen vorab zukommen.
  • Wenn möglich, sendet allen Teilnehmenden vorab Hintergrundmaterial.
  • Sorgt dafür, dass aus einer kurzen Vorstellung kein Mini-Vortrag wird.
  • Die Interviewfragen sollten nicht belanglos oder allzu einfach sein.
  • Die interviewende Person sollte möglichst häufig nach Anekdoten und konkreten Details fragen, die abstrakte Konzepte greifbar machen.
  • Es könnte die Frage gestellt werden: „Warum ist das Thema für dich persönlich (also nicht nur für die Organisation) wichtig?“

Varianten und Kombinationen

  • Um das Interview abwechslungsreich zu gestalten, lasst euch bei der Moderation von Talkshow-Profis wie Anne Will, Markus Lanz oder auch Thomas Gottschalk inspirieren.
  • Vor dem Interview können die Teilnehmenden befragt werden: „Was würdest du gerne fragen, hast dich aber noch nie getraut? Was ist das Allerwichtigste, das du in Bezug auf das Thema wissen willst?“
  • Nutzt die klassische Heldenreise als Inspiration, um das Interview zu strukturieren.
  • Steigt für strategische Themen tiefer in die Herausforderungen ein und fragt:
  • „Was passiert um uns herum, das uns zu Veränderung zwingt?“
  • „Was würde passieren, wenn wir nichts tun?“
  • „Was können wir mit Blick auf unseren Sinn und Zweck jetzt schon tun?“
  • „Wenn all unsere aktuellen Strategien und Maßnahmen über Nacht wegfallen würden, welche würdest du wiederherstellen?“

Quellen und Inspiration

Diese Liberating Structure wurde von Henri Lipmanowicz und Keith McCandless entwickelt. Inspiriert wurde sie von Teilnehmenden in Venezuela, die ernsthaft-spielerisch gemeinsam improvisierten.

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